Come Out – Be Proud / Bildwettbewerb
Ich bin mir seit Kurzem erst richtig bewusst, dass die „klassischen“ Geschlechter und die damit verbundenen Assoziationen für mich nicht passen. Eigentlich lebe ich schon sehr lange in dieser „Zwischenwelt“, habe es aber nie richtig wahr haben wollen.
Ich bin ein Enby.
Ich bin nicht-binär.
Ich bin trans*
Ich bin kein Mann.
Ich bin keine Frau.
Ich bin ich.
Ich finde, dass wir alle eine bunte Welt, manchmal mehr, manchmal weniger, in uns tragen und diese in der Regel leider nicht öffentlich sichtbar gemacht werden darf.
Der blasse Kopf soll zeigen, dass man im Alltag funktionieren soll und wahre Gefühle zu unterdrücken sind. Man hat sich anzupassen oder man geht unter. Farbe zu bekennen und sich zu „outen“ wird als unüberwindbar empfunden. Des Weiteren beschreibt der zugenähte Mund sowie das um den Hals drapierte Seil die aufgezwungene Zurückhaltung der wahren Gefühlswelt, die wie hier im Foto, als bunte Flaggen (stellvertretend für die queere Community) und Applikationen direkt über dem Herzen dargestellt sind. Erst die Sprengung des besagten Seils, welches eine sehr große Überwindung aufzeigt, macht ein Coming-Out möglich.
Als queerer Mensch sucht man vor und nach dem Coming-Out nach der eigenen Identität. Oft wächst man in einer Umgebung auf, die für das eigene Leben nicht sinnstiftend, aber formgebend ist. Authentisch leben zu lernen ist ein Prozess.
Als ich mich das erste mal vor meinem besten Freund geoutet habe, war ich sehr aufgeregt. Es war nicht geplant, und entstand aus einem großen Vertrauen heraus. Die Aufregung, die ich spürte, ist für mich spürbar, wenn ich daran zurückdenke.
Was ich damals nur ahnte, war, dass viele weitere Outings folgen würden. Erfahren sollten es: die beste Freundin, die Eltern, die Schwester, andere Freund:innen, Verwandte, Bekannte, später Kommiliton:innen und Kolleg:innen.
Mit einem Outing ist es in der Regel nicht getan. Als Mensch im queeren Spektrum gerät man immer wieder in die Situation, zu denken, dass man sich outen muss kann/ sollte/ darf. Es stellen sich in diesem Zusammenhang verschiedene Fragen, deren Existenz anzeigt, dass das Queer-sein noch immer nicht ganz in der Gesellschaft angekommen ist.
Wer fragt, warum es heute noch einen Christopher Street Day braucht, sollte auch fragen: Warum haben Menschen noch das Gefühl sich outen zu müssen?